Step by Step zum Sauerteig
Zur Zeit erreichen mich immer wieder Mails oder Anfragen von Freund*innen, die da heißen: „Sag einmal, Du kennst Dich da doch aus, wie geht denn das mit dem Sauerteig jetzt wirklich?
”
Ich find's großartig, dass sich so viele Menschen jetzt mit diesem Thema beschäftigen. Und auch, wenn ich sonst keine Rezepte hier auf dem Blog habe, möchte ich versuchen, mit dem Beitrag ein bissl Licht ins Sauerteig-Dunkel
zu bringen. Sauerteig ist ein echt altes Prinzip der Brotherstellung und auch in der ERSTEN
WALDVIERTLER BIO-BACKSCHULE eines der Themen, das wir seit vier Jahren in fast allen Workshops behandeln. Eigentlich simpel as can be, die praktische Anwendung braucht aber vielleicht ein wenig Zeit, bis man es gut im Alltag umsetzen kann.
Mein Tipp: Einfach drüber trauen und machen. Was soll schon schief gehen …
Ach ja, eines noch: Natürlich haben (Bio-)Bäcker*innen , die ihre Handwerk schätzen und lieben, Sauerteig. Und sie wissen, wie man damit umgeht. Sie freuen sich vielleicht gerade jetzt, wenn man danach fragt und damit ihre großartige Arbeit wertschätzt. Sobald man sich selbst mit Brot backen beschäftigt, merkt man nämlich ganz schnell, wie viel Wissen, Können, Arbeit und Erfahrung in diesem so selbstverständlichen Produkt steckt, damit es Tag für Tag auf dem Tisch stehen kann.
Es braucht drei Schritte - Fahrplan zum Brot
Sauerteig? Anstellgut? Was ist was?
Zum Anfangen wollen wir ein paar Begriffe entwirren.
Es sind im Wesentlichen drei Schritte, bis das Brot zum Backen in den Ofen kommt: Das Herstellen von Anstellgut,
das Ansetzen von Sauerteig
und das Mischen des Brotteiges. Ich beschreibe hier die ersten beiden, also das Ansetzen von Anstellgut und die Herstellung von Sauerteig. (Infos zum Brotteig findet hier in einem Video, das zusammen mit der Waldviertler Firma Sonnentor entstanden ist.)
Anstellgut
ist die Basis. Es ist die Essenz, die die Triebkraft entwickelt, damit aus Teig lockerers, saftiges Brot wird. Es
besteht aus wilden Hefen und Bakterien, die es sich aus der Luft holt
und es hat auch noch viele andere Namen wie Ura, Url, Sauer, usw. Manche
Bäckermeister*innen „führen” es – so sagt man dazu, wenn man es über
einen längeren Zeitraum aufbewahrt – seit Jahren, andere setzen es
regelmäßig neu an. Das Prinzip seiner Herstellung
ist überall gleich.
Aus dem Anstellgut wird als nächstes dann der Sauerteig
gemacht. Den kannst Du dann für alle Rezepte verwenden, für die Sauerteig auf der Zutatenliste steht, um im dritten Schritt daraus die veschiedensten Brote zu backen. Rezepte dafür gibt es jede Menge im Netz, einen Klassiker findet ihr zb. hier. Oder ihr kommt zu uns in die
Backschule und schaut, wie und was wir so backen … :)
Eines ist noch wichtig: Welches Mehl?
Am besten geeignet
und am „lebendigsten“ ist Bio-Roggenmehl.
Dann kann man sicher sein, möglichst wenig Gifte und andere unerwünschte Substanzen zu sich zu nehmen. Verwenden kann zum Beispiel Mehl der Type 960
oder Vollkornmehl. Noch besser wäre es, man kauft direkt bei Bio-Produzent*innen ein, die alte Roggensorten kultivieren. Aber das ist eine eigene
Geschichte.
1. Schritt: Wir machen Anstellgut
- Zutaten (für insgesamt 3-4 Tage):
- 150 g Roggenmehl Type 960 (oder Vollkorn)
- 150 ml Wasser
2. Schritt: Wir machen Sauerteig
- Zutaten für 500 g Sauerteig:
- 30 g Anstellgut
- 250 g Roggenmehl Type 960 (oder Vollkorn)
- 220 ml Wasser, lauwarm
Und wie bewahre ich das Anstellgut für den nächsten Backtag auf?
Hier noch ein paar Tipps, damit das Anstellgut lange gesund und munter bleib – man
bäckt ja schließlich nicht alle Tage Brot … Ich bewahre es im Kühlschrank auf. Manche Hobbybäcker*innen frieren es auch ein (damit hab ich persönlich allerdings keine guten
Erfahrungen gemacht) oder setzen es jedes Mal neu an.
Worin aufbewahren?
Ein (Rex-)Glas mit Glasdeckel und ohne Gummidichtung eignet sich gut. Zuerst mit mildem
Essigwasser (ein Schuss Essig auf ca. 500 ml Wasser) auswaschen, dann trocknen
lassen, das fertige Anstellgut einfüllen und Glas in den Kühlschrank stellen. Und ihm hie und da gut zureden :)
Was tun, damit es aktiv bleibt?
Damit das Anstellgut lebendig bleibt und seine Triebkraft erhält, wird der Ansatz einmal pro Woche „gefüttert”. Das geht so: Glas aus dem Kühlschrank nehmen und 2 Esslöffel vom Anstellgut mit ca. 50 g Mehl und 50 ml lauwarmen Wasser vermischen. Alles zusammen am besten in ein neues Glas geben und danach einige Stunden bei
Raumtemperatur stehen bzw. „anspringen“ lassen. Dann wieder zurück in den Kühlschrank stellen. (Gut zureden nicht vergessen :))
Reste vom Anstellgut kann man ürbigens zum Kompost geben, die darin enthaltenen Mikroorganismen fühlen sich dort sehr wohl und tun dem Kompost gut.
Ich wünsche Euch gutes Gelingen!






